Moment mal
Freie Medien mit Ethos
Von Burkhard Budde

Freiheit, Vielfalt und Ethos sind nicht zu trennen.
Freie Medien mit gelebtem Ethos
Die liberale Demokratie braucht eine Vielfalt freier und unabhängiger Medien, die dem Print- und Online-Nutzer eine eigene Meinungsbildung durch seriöse Quellen und einen offenen Kommunikationsraum im Rahmen der Gesetze ermöglichen.
Die Medien wiederum sind auf den demokratischen Rechtsstaat angewiesen: Alle Anbieter (öffentlich rechtliche, private und nichtkommerzielle) brauchen faire Wettbewerbsbedingungen und eine gemeinsame Medienordnung.
Die rechtliche Rahmenordnung aller muss sich wegen Veränderungen des Marktes, der Digitalisierung sowie des Nutzerverhaltens ständig anpassen.
Die Landesmedienanstalten stärken den Medienpluralismus und die liberale Demokratie, indem sie auch die Aufsicht über die Digitalkonzerne in Deutschland wahrnehmen.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) ist herausgefordert, sein Profil und seine Unterscheidbarkeit zu kommerziellen Angeboten zu schärfen – u.a. durch einen flexibilisierten Auftrag und eine gemeinsame Plattformstrategie bei Telemedienangebote, durch ein umfassendes Qualitätsmanagement mit Aufgabenkritik und neuen Schwerpunktsetzungen, wirtschaftliches Denken, Kostentransparenz und Qualitätssicherung, um eine Expansion und ein Eigenleben zu Lasten der Medienvielfalt oder auf Kosten des Rundfunkbeitragszahlers zu vermeiden.
Liberale Demokratie und freie Medien brauchen zudem Journalisten, Redakteure und Medienmacher, die sich auf ein journalistisches Ethos verpflichten, das verantwortungsbewusst gelebt wird:
Als Berichterstatter berichten sie unabhängig und wahrheitsgemäß, fair und sachlich, möglichst umfassend und ausgewogen, aktuell und informativ.
Als Kritiker kommentieren sie Ereignisse und das Verhalten von Personen, indem sie insbesondere Nachricht, Bericht, Kommentar, Interview und Essay unterscheiden, und ihre eigene Meinung stets erkennbar machen.
Als Türöffner zum öffentlichen Kommunikationsraum sind sie liberal und tolerant und können andere Meinungen ertragen, ihnen Raum geben sowie die Vielfalt der Meinungen nach bestem Wissen und Gewissen recherchieren, differenziert darstellen und im Kontext sachlich deuten.
Als Themensetzer versuchen sie, die Lebenswirklichkeit der Mehrheit der Bevölkerung zu verstehen und die Vielfalt der ganzen Wirklichkeit im Blick zu behalten und nicht unverhältnismäßig Minderheitenthemen in den Vordergrund ihrer Arbeit zu stellen.
Als Brückenbauer sind sie der liberalen Demokratie, dem demokratischen Rechtsstaat, der offenen Gesellschaft auf der Grundlage des Grundgesetzes sowie der Gesetze verpflichtet und beanspruchen keine Wahrnehmungs- und Deutungshoheit über alle Realitäten.
Sie haben im Blick auf die Bevölkerung keine Erziehungsfunktion, im Blick auf die Suche nach Wahrheiten keine Schiedsrichterfunktion, im Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung keine Bündnisfunktion mit Gleichgesinnten. Sie sind nicht die besseren Pädagogen, die besseren Richter, die besseren Politiker.
Wohl aber können sie als (selbst-)kritische und unabhängige Brückenbauer dazu beitragen, dass nicht Polarisierung, sondern Vielfalt, nicht Spaltung, sondern Integration, nicht Bevormundung, sondern Meinungsfreiheit gestärkt werden.
Das Vertrauen der Mediennutzer in die Zukunft der Demokratie kann durch einen seriösen Qualitätsjournalismus sowie durch eine ständig zu erneuernde Medienordnung wachsen, um in einer vielfältigen Gesellschaft gemeinsam als Freie und Mündige in Würde und Verantwortung zu leben.
Burkhard Budde